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El Chaltén - ein verschlafenes Dorf

Geschrieben von Nadine Zangerle am . Veröffentlicht in Argentina

Endlich hatten wir mal gesittete 3 Stunden Busfahrt vor uns. Und so begutachteten wir die karge Landschaft Patagoniens, die ein wenig eintönig erschien. Doch die schneebedeckten Bergketten und die kristallklaren Seen und Flüsse verwandeln die Landschaft in ein Märchenwunderland.

Und so kamen wir in ein verwunschenes, kleines Bergdorf mit gerade Mal 1500 Einwohnern. El Chaltén gilt als Argentiniens Trekking-Zentrum und wir wollten herausfinden, was an der Aussage dran ist.

Zuerst verschafften wir uns einen Überblick – was bei der Größe des Ortes nicht schwer ist. Aber wir wollten den Ort aus der Vogelperspektive sehen und so kletterten wir auf den Aussichtspunkt. Von dort hatten wir einen fantastischen Blick auf das Dorf und die darum liegenden Berge. Diese Landschaft lud direkt zum trekken ein.

Und dies taten wir auch am nächsten Tag. Wir starteten unseren 22 km langen Hike zum Lago de los Tres, als wir nach einer Stunde feststellen mussten, dass wir die Ersatzbatterie der Kamera nicht dabei hatten. Mit tollem Ausblick auf die Bergspitze von Fitz Roy standen wir mit8 kg Kameraequipment und leerer Batterie da. Micha entschloss sich, nochmal ohne Gepäck die anstrengende Etappe zurückzulaufen. Wir sagten kurz den Mädels Bescheid, die für Fotografie sowieso ein zu strammes Tempo vorlegten.

Während ich oben auf Micha wartete, die Aussicht genoss und so langsam zu frieren begann, fragte ich die Ankommenden, ob sie einen laufenden Mann gesehen hätten. Klar, den Guide haben sie gesehen und der war ganz schön schnell unterwegs.

Und so war Micha nach 85 Minuten, brennenden Muskeln und der Ersatzbatterie wieder da und wir konnten die Tour in unserem gewohnten Tempo fortsetzen. Bestes Wetter verfolgte uns und die 10 Tage im Jahr, wo der Fitz Roy sein Antlitz zeigt, waren uns gegönnt. Aufgrund seiner Steilwand ist Fitz Roy weltweit einer der technisch schwierigsten Berge, die es zu besteigen gibt.

Die letzte Etappe hoch zum Lago de los Tres war ganz schön anstrengend. Über Steine und 700 Höhenmeter in einer Stunde kamen wir endlich am See an. Nur schade, dass dieser noch zugefroren war. Somit gab es natürlich keine Spiegelung des Fitz Roy und der anderen imposanten Bergspitzen, aber wir genossen die Aussicht mit einem Sandwich und Schokolade.  

Auf dem Rückweg kamen wir am Lago Capri vorbei und das Licht sah einfach fantastisch aus. Zurück im Hostel gab es dann erst einmal Kohlenhydrate und Rotwein. Micha ging es erstaunlich gut, auch wenn die Füße platt waren. Mal abwarten, wie sich der anstrengende Hike und Michas Extra-Kilometer morgen auswirken.

Doch am nächsten Morgen, nachdem wir ausgecheckt hatten und unser Gepäck im Lager verstauten, liefen wir auch schon die nächste Etappe. Den Muskeln ging es erstaunlich gut und wir hatten wie immer das Wetter auf unserer Seite. Diesmal wollten wir zum Lago Torre mit einem weiteren Gletscher und diese Lagune war nicht zugefroren.

Nach gerade mal 1:45 Minuten saßen wir an der Lagune und wunderten uns über die angegebenen 3 Stunden - in eine Richtung wohl gemerkt. An einem abgestorbenen Baum tobten wir uns mit der Kamera aus. Die vielen Löcher, Hohlräume und Windungen ergaben ein interessantes Fotomotiv.

Im Hostel duschten wir uns noch schnell und nach dem Essen gingen wir zu dritt zur Bushaltestelle. Anna war bereits vorgegangen und wir hatten das Glück, dass wir auf halbem Weg von unserem Bus mitgenommen wurden. Und so ging es wieder nach El Calafate, wo wir dann um 3 Uhr Nachts den Bus nach Ushuaia nehmen wollen. Ihr könnt euch denken, dass wir Vier da richtig Lust zu haben, aber wer ans Ende der Welt möchte, muss so manches ertragen. Ushuaia, wir kommen!

Unterkunft: Rancho Grande Hostel, Ave San Martin, El Chaltén

Preis: $ ARG 120 p.P., 4er Schlafsaal, Gemeinschaftsbad, langsames Internet

Kommentar: recht großes Hostel, aber sehr sauber. Die Küche könnte ein wenig größer sein und ist
                    leider auch nicht immer super sauber, aber das liegt ja auch oft an den Reisenden.
                    Internet ist hier sehr langsam oder nicht vorhanden, also lasst eure Handys oder   
                    Computer  einfach mal aus und genießt die Natur Patagoniens.

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El Calafate und der Perito Moreno Glacier

Geschrieben von Nadine Zangerle am . Veröffentlicht in Argentina

29 Stunden im Bus war kein Zuckerschlecken und die Mädels und wir waren ganz froh, als wir endlich die Beine vertreten konnten und wieder frische Luft einatmeten. Während der Fahrt hatten wir auch ein paar Polizeikontrollen hinter uns, aber die Landschaft von Patagonien hatte vieles Wett gemacht. So karg das Land auch ist, es verschlägt einem regelrecht der Atem, wenn dann die weißen Bergketten erscheinen.

Die Mädels buchten sich wie immer im Doppelzimmer ein, während wir nun mehrfach mit unserem Viererschlafsaal Glück hatten und diesen für uns alleine beanspruchen konnten. Dann checkten wir die Preise, um den außergewöhnlichen Gletscher Perito Moreno im Gletscher Nationalpark zu sehen.

Lustiger weise war eine Tour zum Perito Moreno Glacier mit Führer günstiger als nur der reguläre Bus. Na dann machen wir halt die Tour mit und schwupps, hatten wir auch gleich mal das Durchschnittsalter gesenkt. Doch auf den Pfaden geht eh jeder für sich.

Warum ist der Perito Moreno so speziell? Nun, er ist einer der schnellst fortschreitenden Gletscher der Welt (2m pro Tag), ist leicht zu erreichen und endet in einem See. Alle 4 bis 6 Jahre berührt das Eis Land und die beiden Flüsse bohren einen regelrechten Tunnel durch das Eis. Nach einem enormen Druck kollabiert die Brücke aus Eis.

Zuerst fuhren wir mit dem Katamaran an den blauen Gletscher. Das Getümmel auf der schmalen Plattform war anfangs etwas nervenaufreibend, aber sobald alle standen, konnte man das tiefe Blau bewundern. Imposant ragte er bis 60 m aus dem Wasser und die Schluchten und Spalten ließen den Druck des Eises nur erahnen.

An Land gab es vier Routen, die auf Balkonen nahe den Gletscher entlang führten. Mit den unterschiedlichen Perspektiven und dem Lichteinfall konnten wir uns gar nicht satt sehen. Das Eis war dermaßen unter Druck, dass die Explosionen von aneinander reibenden oder absprengenden Eis über das Wasser peitschten. Dabei konnten wir mehrfach große Eisstücke abbrechen sehen, die mit einem Getöse in den See rauschten. Einfach spektakulär.

Wiedermal ein atemberaubendes Wunder der Natur gesehen, gingen wir glücklich und freudestrahlend zum Hostel zurück. Da wir noch mehr von der bezaubernden Landschaft Patagoniens erkunden wollten, reisten wir Vier nach El Chalten, zum Glück nur 3 Stunden entfernt von El Calafate, im Herzen Patagoniens. Mittlerweile hatte sich unsere kleine Reisegruppe aneinander gewöhnt und wir genossen die gegenseitige Übernahme von Verantwortung und den Austausch von Ideen und Geschichten.

Unterkunft: Hostal de Los Manos, 2 Blocks vom See Argentino, El Calafate

Preis: $ ARG 120 p.P., 4er Schlafsaal, Ensuite Badezimmer, inkl.Frühstück

Kommentar: sehr hilfsbereite Mitarbeiter. Große Schlafsäle, sprich viel Platz im Zimmer und sehr
                     sauber. Gemütliche Sitzgelegenheiten fehlen ein wenig.

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Bariloche und sieben Seen

Geschrieben von Nadine Zangerle am . Veröffentlicht in Argentina

Im Bus hatten wir einen Cama Ejecutivo gebucht, der einen Liegewinkel von 150 Grad hat. Wir bevorzugen die Sitze mit 180 Grad, aber die Busse fahren meist nur einmal die Woche, oder werden aufgrund der Nebensaison gar nicht angeboten. Doch durch unsere vierstündige Nacht konnten wir doch ein paar Stunden wettmachen. Ich sag nur, es ist keine Spitzenidee, den Vortag eine lange Party mit zu machen, wenn man eine 18 stündige Busfahrt vor sich hat. Erinnert mich ein wenig an die Situation mich Michaels Hangover nach seinem Geburstag. Nicht das ihr denkt, wir sind ständig auf Partys, haha.

In Bariloche teilten wir uns mit zwei Frauen ein Taxi und buchten uns dann ins gleiche Hostel ein. Wir verstanden uns so gut, dass wir eine Hikingtour für den nächsten Tag zusammen planten. Jenny und Anna reisen schon eine Weile zusammen und kennen sich schon von einem vorigen Trip. Da wir eine ähnliche Route planen, reisen wir wohl ein bisschen zusammen.

Nach all der Planung liefen wir ein wenig durch die Stadt. Man konnte sehen, dass Bariloche eine sehr touristische Stadt ist und in der Hochsaison gut besucht ist. Da wir Nebensaison hatten, war es relativ entspannt. Die Holz-Stein-Kombination der Häuser erinnerte uns sehr an die Schweiz und gab der Stadt einen romantischen Touch.

Für den nächsten Morgen stand ein Hike am See Gutierrez um die Gegend der sieben Seen zu erforschen. Unglücklicherweise war Jenny krank und wir gingen zu dritt zur Busstation. Obwohl wir überpünktlich waren – ihr kennt ja die Deutschen – fuhr der Bus vor der angegeben Zeit an uns vorbei und blieb auch nicht aufgrund unsere Handsignale stehen. Und so planten wir unsere Route spontan um, da die Busse in der Nebensaison nur stündlich kommen.

Im Skigebiet Cerro Catedral fingen wir unsere Runde ab und folgten einem staubigen Pfad aufwärts zum Refugio Frey. Die weißen Bäume sahen mystisch aus und der Blick auf die schneebedeckten Bergspitzen mit Blick über den See Gutierrez war einfach wunderschön. Die letzten hundert Meter zum Refugio Frey ging es über ein Schneefeld und der Wind schnitt uns ins Gesicht. Ab in die Mützen und Handschuhe und dann oben in die Hütte, zum Vespern.

Nach ein paar Bananen und Nüssen machten wir uns wieder auf dem Rückweg, Richtung See Gutierrez ins Villa los Coihues. Wir waren just in time für den Bus und so fügte sich alles einem glücklichen Zufall nach dem anderen. Da wir den Vortag zu viert uns eine Tarjeta (Karte) für den Bus gekauft und mit dem genauen Betrag für vier Personen geladen hatten, reichte die Karte für die geplante Runde. Da wir jedoch nun den Startpunkt verlagerten und der Bus nach Cerro Catedral teurer war, konnten wir uns die Rückfahrt nur leisten, da Jenny fehlte.

Und wären wir etwas langsamer gelaufen, hätten wir den Bus gerade so verpasst. Aber es hatte alles perfekt gepasst. Ich sag nur, das Glück ist mit den Dummen.

Nach einem anstrengenden, sechstündigen Hike hatten wir uns ein Bier verdient. Michael kochte für uns eine leckere Gemüsepfanne und das Essen schmeckte noch einmal so gut. Da wir einen langen Trip vor uns hatten, wollten wir nur einen Film sehen, danach packen und früh ins Bett crashen. Unser nächster Stop wird uns nach El Calafate mit dem Gletscher Nationalpark und dem bekannten Gletscher Perito Moreno, bringen. Also dann mal auf.

Unterkunft: Peryko’s Hostel, Calle Morales, Bariloche

Preis: AR$ 130 p.P., 4er Schlafsaal, Ensuite Badezimmer, inkl. Frühstück

Kommentar: eines der besten Hostels während unsere Zentral- und Südamerikatrips, super
                     ausgestattet Küche und in einem wunderschönen Chalet-Style, einfach super
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