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Tod eines Kunden

Geschrieben von Michael Zangerle am . Veröffentlicht in Malaysia

Im Juli hatten wir einen jungen Mann aus den Niederlanden hier. Die Familie seiner Freundin war bereits einige Tage vor ihm eingetroffen und tauchte mit uns.

Da er noch keinen Tauchschein hatte, wollte er seinen PADI Open Water Kurs machen. Fuer einen unserer Tauchlehrer war dies der erste Kurs.

Nach dem ersten Tag hatte der junge Mann leichte Kopfschmerzen und wir fuehrten es darauf zurueck, dass er leicht dehydriert war. Er trank den ganzen Tag nur ein Glas Wasser. Am naechsten Tag sprach er von Muskelkraempfen in den Waden und wieder von Kopfschmerzen. Wir forderten ihn auf, ausreichend zu trinken, gaben ihm
Elektrolyte und isotonische Getraenke.

Am dritten Tag tauchte er wegen starkem Husten auf und spuckte etwas Blut. Unser Instructor brachte den Taucher in den Tauchshop, wo ich gerufen wurde. Sofort verabreichten wir ihm Notfallsauerstoff und gingen die Symptome durch. Dann organisierte ich ein Boot und rief den Arzt im Fischerdorf auf der kleinen Insel an. Da dieser nicht immer da ist, wollte ich sicher gehen, dass er sofort in die Klinik kommt.

Drueben angekommen untersuchten der Arzt und die Krankenschwester ihn akriebisch. Sie vermuteten Tuberkuloses, doch wir wunderten uns ein wenig ueber die Diagnose, nachdem sie lediglich Temperatur und Blutdruck gemessen hatten und dann seine Spuke sich angesehen hatten.

Da es um diese Uhrzeit keine Faehren mehr von der Insel gab, fragte ich nach einer Ambulance. Doch der Arzt und die Krankenschwester versicherten beide, dass es kein Problem sei, am naechsten Tag aufs Festland zu einem Arzt zu fahren. Auch der junge Mann wollte nicht am Abend fahren und sagte, es ginge ihm viel besser. Nachdem ich mich zweimal beim Arzt versichtert hatte, dass der jungen Mann ueber Nacht keine Probleme hat.

Waehrend unseres Abendessens wurden Micha und ich ploetzlich gerufen. Er hatte Probleme zu atmen und wir legten ihn auf eine Matte und liessen ihn Notfallsauerstoff atmen, waehrend wir einen unserer Bootsjungs mobilisierten, um ihn zum Festland zu fahren. Wir organisierten die komplette Notfallkette, sodass er in Kuala Besut von einem Taxi direkt ins Krankenhaus gebracht wird.

Wir machten uns den ganzen Abend Gedanken auch wenn seine Freudin an dem Abend noch weiter ass, waehrend wir ihm Notfallsauerstoff gaben und uns sagte, dass er wohl ein bischen uebertreibt.

Am naechsten Tag kam sie zurueck von der Klinik um deren Gepaeck abzuholen und informierte uns, dass es ihm gut ginge. Wir sagten ihr, dass sie uns bitte auf dem Laufenden halten soll.

Da wir bis zum Abend noch nichts gehoert hatten, schrieben wir eine SMS. Darauf kam eine schockierende Antwort. Ihr Freund war gestorben. Wir waren alle geschockt und fragten uns, woran. Da wir mit ihm einen Krankheitsassessment Report schon am dritten Tag gemacht hatten, wussten wir, dass sie durch Laender gereist waren, wo es H1N1 und Malaria gab, waren wir beunruhigt.

Seine Freundin rief uns an und informierte uns ueber die misterioesen Umstaende seines Todes. Er hatte mit ihr noch ein Sandwich am morgen gegessen und gelacht, als sie dann zurueck auf die Insel fuhr. Die Aerzte konnten am morgen bei X-Ray und Bluttests nichts richtig feststellen, dennoch wollten sie ihn in ein anderes Krankenhaus verlegen.

Als sie von der Insel zurueck kam, war er bereits tod. Die Aerzte sagten ihr, dass waehrend des Transport der Patient ploetzlich ueber Atembeschwerden sprach und sie drehten direkt wieder um. Doch im Notfallraum verstarb der junge Mann – er hatte in die Lungen geblutet.

Wir recherchierten und die Symptome waren sehr identisch mit 3 H1N1 Patienten, die vor einem Jahr in Malaysia innerhalb von 3-4 Tagen nach Auftreten der Symptome verstarben. Nun ihr koennt euch vorstellen, wie wir uns fuehlten.

Bei jedem Taucher, der mit Kopfschmerzen und Husten reinkam, waren unsere Tauchlehrer erstmal verunsichert. Dann bekam ich nachdem ich 1 Tag krank wurde auch noch Fieber, doch ich sagte mir, nur nicht ueberreagieren. Dennoch war es ein beaengstigendes Gefuehlt, dass ein junger, gesunder Mann innerhalb von 4 Tagen starb. Woran er starb werden wir nie erfahren.

Nachtrag May 2011: Es stellte sich heraus, dass er an Weil´s Desease (dem 7-Tage oder auch ratten-Fieber) gestorben ist. Der Verzehr von Ratten vollgepinkeltem Essen in China hat hierzu geführt.